Molusafaris stellt sich vor - Das sind wir!

Monika Ludäscher

Geschäftsführerin / General Manager

Wie aus einem Auftrag in Spanien ein Leben in Kenia wurde

Wenn Einer eine Reise tut... So war mein erstes Mal, damals, vor langer, langer Zeit: Vor über 30 Jahren arbeitete ich als Reiseleiterin für einen großen Schweizer Veranstalter. Als es hieß, ich solle an eine neue Destination versetzt werden, tat ich, was ich in solchen Fällen immer tat: ich bereitete mich vor. Und zwar gründlich. Ich las über Land und Leute was man lesen konnte. Ich holte Rat ein, von Kollegen, denen ich teils überfallartig Verabredungen abtrotzte. Ich machte mich mit meiner neuen Aufgabe so vertraut, wie man sich nur vertraut machen kann.

Einen Tag vor Abflug Richtung Süden war ich perfekt vorbereitet – für Las Palmas – Spanien. Dann übergab man mir mein Ticket nach Nairobi. Und dass das nicht in Spanien liegt, war so ziemlich das einzige, was ich in jenem Moment mit Gewissheit wusste.

„Jemand ist krank geworden. Sie müssen einspringen“, hieß es kurz. Und dass „die Safari wichtig“ sei, die ich nun so plötzlich zu betreuen hatte. Und dass ich mir keine Sorgen zu machen bräuchte, und ich alle nötigen Informationen vor Ort erhielte.

Das tat es dann auch. Mein Gepäck fiel als letztes vom Förderband. Meine Papiere wollten bei der Einreisekontrolle besonders sorgfältig studiert werden. Und als ich schließlich am Treffpunkt in der Ankunftshalle ankam, war meine Gruppe – die „wichtige“ Safarigruppe – weg! Wohin weg? Mit wem? „Mit dem Fahrer, wahrscheinlich,“ sagte mir ein Kofferträger, der, zusammen mit einer Gruppe anderer, zu mir gekommen war. Wohl ein Geschäft witternd.

Ich tat ihnen leid. Man überlegte (laut; in Swahili), wie man mir helfen könnte. Jemand telefonierte mit jemandem. Ein Anderer wusste mit dem Namen meines Handling Agenten etwas anzufangen. Wieder ein Anderer kannte jemanden, der sicherlich jemanden kennen würde. Und tatsächlich: irgendeines Taxifahrers Cousine war mit dem Fahrer besagter Safari um drei Ecken verwandt – und über dessen Route bestens informiert. Man würde mich zu meiner Gruppe bringen. Alles ‚hakuna matata! – Kein Problem – Machen Sie sich keine Sorgen.“ (Es wird schon schiefgehen…).

Einer der offiziellen Kentaco-Taxifahrer lud mein Gepäck ein und nannte mir einen Preis, der mir zwar etwas hoch erschien, worüber ich aber angesichts der überragenden Hilfsbereitschaft der Leute nicht zu lange verhandeln wollte (und der sich im Nachhinein tatsächlich als der „gute Preis“ herausstellte, als den die Anwesenden ihn einstimmig bezeichnet hatten...).

Meine ersten Eindrücke von Kenia? Die einzigartige Freundlichkeit der Leute. Ihre unverstellte Offenheit, ja, und eben ihre Hilfsbereitschaft. Die klare, kühle Luft, die seltsam unwirklich wirkte, denn die Sonne stach heiß vom Himmel. Und dass hier die Flugzeuge über den Köpfen von Giraffen einschweben (was mich besonders beeindruckte).

Nach einer halben Stunde Fahrt begann ich mich zu wundern. Wo war die Stadt? Wo war Nairobi? Müssten wir nicht längst da sein? Ich fragte den Fahrer. Der nickte, lächelte mild, und meinte, dass wir gut vorankämen. Der Verkehr sei schwach. Bald sei ich bei meinen „Leuten.“––Welchen Verkehr meinte er? Soweit ich sehen konnte, sah ich nichts – nichts außer nicht enden wollende Landschaften, trockenen Busch, durch den sich eine blass graue Straße schlängelte. Sonst wohin.

Nach einer weiteren Stunde fragte ich erneut (europäisch sachlich, bemüht eine aufkommende Panik zu verbergen). „Da“, meinte der Fahrer, zeigte aus dem offenen Fenster nach unten, in eine Art Schlucht – in die Ferne – „da ist Rift Valley. Da ist Hotel.“ Die Aussicht auf das Rift Valley, ganz besonders an dieser Stelle, an der sich die Straße in steilen Serpentinen den Rand hinab windet, ist zweifelsohne atemberaubend. Ob mir mein Atem allerdings wegen des Landschaftsspektakels stockte, oder weil ich fürchtete, in Kürze als Schlagzeile europäischer Zeitungen zu enden – Schweizerin Spurlos In Afrika Verschwunden! –, sei dahingestellt. Und da der Fahrer kaum Englisch sprach (und ich absolut kein Wort Swahili), blieb mir nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass „da“ wirklich ein Hotel auf mich wartete und nicht etwas gänzlich anderes (verschwunden. spurlos).

Schließlich erreichten wir eine kleine Ortschaft, Naivasha – wie ich später erfuhr, das Herz der in der Kolonialzeit verruchten ‚Happy Valley-Clique’ (ich habe meine fehlende Vorbereitung schnellstens nachgeholt, selbstverständlich). Im Country Club (dem Hotel) traf ich schließlich auch auf meine Gruppe. Bei meinem Fahrer bedankte ich mich (und schämte mich ein wenig, dass ich in der letzten Stunde bei jeder seiner Handbewegungen Unheil vermutet hatte). Dem Fahrer der Gruppe richtete ich die Grüße besagter Cousine aus und stellte mich dann den Fragen meiner Gäste – von denen ich keine einzige beantworten konnte.

Am Abend holte ich mir dann von John, dem Fahrer, der sich der Gruppe angenommen hatte, nachdem er davon ausging, dass ich nicht im Flugzeug gewesen sei, einen Crashkurs ab, über Kenia im Allgemeinen und über unsere Tour im Besonderen (Masai Mara – viele Löwen, Touristen müssen im Auto bleiben; Amboseli – der Kilimanjaro gehört zu Tansania, was man aber nicht zwingend betonen muss; Klippschliefer sind mit Elefanten verwandt – was einem die Gäste nur deswegen glauben, weil es so unglaublich ist).

An jenem Tag begann für mich eine Reise, die ursprünglich nur zwei Wochen dauern sollte, und nun schon seit über drei Jahrzehnten anhält. Auch heute noch bestätigen sich meine damaligen ersten Eindrücke täglich aufs Neue. Das schließt überraschende Umstände unbedingt mit ein, ähnlich denen ich mich seinerzeit bei meiner Ankunft gegenübersah. Irgendwie findet sich in Kenia immer alles, irgendwann kommt man immer da an, wo man hin wollte. Auch wenn die Wege dorthin oft anders sind als man sich das gedacht hat.

Andererseits macht all das auch Sinn. Schließlich stand hier die Wiege der Menschheit. Und niemand würde irgendwo eine Wiege aufstellen, wenn er nicht davon ausgeht, dass es schon schiefgehen wird. Logischerweise.

Nachtrag: Sollten Sie sich je in einer ähnlichen Situation wiederfinden, bleiben Sie bitte dort wo Sie sind. Man wird Sie finden. Man wird Sie abholen! Hakuna matata. – Und sich vor der Abreise in ein neues Land mit einem Reiseführer zu befassen, halte ich nach wie vor für eine gute Idee.